Donnerstag, 5. Juni 2014

Dairy of a Slave pt.1

Wenn die Leute hören, wie jemand von Fesselspielen, Halsbändern und Käfigen erzählen, schrecken die meisten zurück. Für sie ist das so, als hätte dieser gegenüberliegende Mensch gesagt, er leide an einer hochansteckenden, tödlichen Krankheit. Man kann beobachten, wie sie wegrutschen, wie sie die Nase rümpfen. Man kann beobachten, wie sie erbleichen und sich offensichtlich fragen, ob ihr Gegenüber im nächsten Moment auf sie springt, sie drosselt und dann gefesselt in einen dunklen, feuchten Keller entführt. Die Bilder, die in ihren Köpfen hin und her schiessen scheinen sich fast schon auf die Tischplatten, Gehsteige oder Fensterscheiben zu projezieren, so dass man als Unbeteiligter selbst einen Blick auf ihre Fantasien werfen kann. Ich möchte hier nicht behaupten, dass jeder Mensch eine Passion für SM hat...aber sicherlich die meisten. Eine heimliche. Nicht umsonst hat die Romanserie The Shades of Grey so grossen Anklang gefunden. Ich habe die Bücher nicht gelesen und das werde ich auch nie.
Aber ich kenne das Leben in Ketten und Käfigen. Ich kenne es nur zu gut und ich vermisse es. Jetzt, wo ich recht verstehe, was es mit dem Dienen und gehorchen wirklich auf sich hat, ist es auch nicht mehr so gefährlich wie früher. Damals, vor etwa 9Jahren, bin ich einfach in diese Rolle reingerutscht...angefangen hat alles, als ich mit dem besten Freund meines Freundes über sexuelle Fantasien gesprochen und ihm erzählt habe, dass ich es eben mal ausprobieren wollte. Nunja...mein Freund nahm das sehr ernst....sein Kumpel weniger. Für ihn war das alles ein Scherz könnte man sagen. Aber nicht für meinen Freund. Er fing an, Fesselspiele mit mir zu machen. Übernahm die Kleiderwahl, die Essenswahl. Es ging so weit, dass ich am Ende nicht einmal mehr entscheiden konnte, welche Pfanne ich zum kochen brauchte. Alles ging über ihn. Für mich war es damals okay. Ich meine...ich bin so aufgewachsen und irgendwie gab es mir Halt, so gestört das klingen mag...irgendwann kam er dann mit einem schwarzen Halsband daher, auf dem mein Name eingraviert war und das hinten am Kopf mit einem kleinen Schloss geschlossen wurde. Natürlich liess ich ihn machen und ich trug es voller Stolz, denn damit zeigte ich der Welt dass ich nur ihm gehörte. Die romantische Vorstellung einer Dienerin kann ihr niemand nehmen...egal wie grausam sie es versuchen. Bestimmt....SM und Slavegames gehören zu den Dingen, die im Besten Fall ohne Gefühle gehalten werden....nur kann man das nicht immer trennen...und ich...ich möchte das auch nicht trennen wenn ich ehrlich bin...ich bin eine Sklavin und ich bin stolz darauf. Aber ich bin nicht jedermanns Spielzeug....ich möchte es für jemanden sein, der mich dafür schätzt, dass ich ihm diene. Ich möchte es für jemanden sein, der mich auch mal streichelt und mich lobt. Der mich liebt, für das was ich für ihn tue....das muss nicht zwingend in einer Beziehung enden....das tut es selten....damals war es so, weil es schon davor so war. Aber ich war eine von Vielen....die Einzige dieser Vielen, die es wirklich ernst genommen hat. Naja....damals war ich auch noch "klein" wenn man so will....und ich liess ihn machen was er wollte. Und tat, was er von mir verlangte. Egal ob für ihn, seine Betthäschen, seine Freunde oder einfach irgendwelche Leute. Was er wollte war für mich Gebot.
Als er mich gezeichnet hat, hab ich es geschehen lassen...natürlich bereue ich es heute...und trotzdem.
Ich trauere ihm nach. Ich hätte alles für ihn gemacht. Alles. Objektiv betrachtet waren wir ein sehr abstruses Paar....er wuchs an meiner Ergebenheit und ich sank in mir zusammen, brach an seinem Hass mir gegenüber. Ich weiss nicht, wann er anfing mich zu hassen, aber er tat es...wo anfangs noch liebevolle Worte waren, gab es mit der Zeit nur noch Schläge, Macht und Unterdrückung. Wo ich anfangs noch auf einer Matratze schlafen durfte, kam schon bald ein kleiner Hundekäfig, der zu meinem Bett und Aufenthaltsort wurde. Aber ich hatte keine Kraft mehr, mich gegen ihn zu wehren. Ich kämpfte mit den vielen Frauen, die er liebte, kämpfte gegen seine Vorstellungen von der perfekten Frau an und zerbrach an seinem wechselhaften Verhalten. Bestimmt gab es gewisse Dinge, die immer gleich blieben und nach denen ich mich richten konnte aber.....wo ich heute alles richtig gemacht habe, machte ich morgen alles falsch, obwohl ich genau das selbe auf die Selbe Art tat. irgendwann fing ich dann an, ihn einfach immer wieder zu fragen, alles zu tun und ihm aus dem Weg zu gehen. Ich war nicht mehr seine Freundin, seine Dienerin..ich war zu seinem Hund geworden. Wortwörtlich. Nur das selbst ein Chihuahua der in einer Tasche lebt, öfter raus kam als ich.
"Du bist nicht represäntiv genug." "Dich kann man niemandem zeigen, wer will sowas schon sehen?" und so weiter und so fort. Ich war zu einem Geist geworden. Jeder wusste von mir, aber keiner hat mich je gesehen, wenn er mich nicht gebucht hatte oder bei uns zu hause war. Für alle anderen war ich zu einem Gerücht geworden bis sie mich vergessen hatten. Und ich hab lange gebraucht, bis ich mich endlich und gänzlich von ihm trennen konnte. Es tut heute noch weh, denn es hätte nicht so enden müssen. Nach ihm hab ich vieles versucht....hab auch den einen oder anderen Meister gehabt aber......es war nie mehr wirklich echt. Und um zu spielen bin ich zu alt. Da bekomm ich lachkrämpfe davon....

Mittwoch, 7. Mai 2014

Eyre aus der anderen Welt

Jeder Mensch hat schon einmal von einem anderen Menschen geträumt...egal ob dieser Mensch wirklich lebt oder nicht....manchmal sind das schöne Träume.....voller Liebe,Leidenschaft und Glück. Und manchmal sind das Träume voller Blut, Hass und Zerstörung. wir selbst können kaum Einfluss darauf nehmen, was und von wem wir träumen, aber es wird behauptet, dass unsere Träume Erlebnisse sind. Dinge, die wir verarbeiten müssen und das nur nachts können.
Nun...auch ich habe solche Träume...seit meiner Kindheit. Ein paar davon handeln von meinem Grossvater und der Angst,plötzlich allein zu sein auf dieser Welt. Ein paar sind einfach nur....Anreihungen von skurrilen Ereignissen und einer....einer handelt von der wohl schönsten Frau in meinem Leben. Eyre.
Eyre bedeutet meines Wissens nach eigentlich Heimat, Zuhause. Aber diese Frau heisst Eyre. seit ich klein war wandert dieser Schatten durch meine Träume. Immerwieder erlebte ich mit ihr Abenteuer wie aus Büchern, wurde von ihr gerettet oder rettete sie. Als Kind dachte ich immer, sie wäre sowas wie mein Schutzengel, denn sie war schon damals wunderschön. Ihr rostrotes, wallendes Haar ist leicht gewellt und weht sanft, wenn sie geht. Ihr grosser, schlanker Körper wiegt sich bei jedem Schritt so unglaublich anmutig, als ginge sie auf Wolken. Schon damals war ich in sie verliebt. Was genau genommen ziemlich dämlich ist, denn sie existiert nur in meinen Träumen....ihre eisblauen Augen funkeln mich nur nachts freundlich an und ihr glockenhelles Lachen hör ich nur, wenn ich schlafe. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich früher mit ihr und meinem Pferd über endlose Wiesen geritten bin. Wie wir uns Blumenkränze flochten und sie mir die schönsten Kleider nähte, die ich je gesehen hatte. Manchmal mussten wir auch auf eine Mission und haben uns dabei in unzählige Kämpfe verstrickt, Magie benutzt und die schlimmsten Feinde des Universums bezwungen. Der hartnäckigste von ihnen: Craix. Craix ist blond, hat ebenfalls eisblaue Augen uns hasst uns, bis aufs Blut. Und das nur, weil wir ihn nicht heiraten können....er wäre eigentlich unser Bruder. Einer von uns. Der Herr über das Feuer. Immerwieder nimmt er uns gefangen und versucht, unsere Kräfte für sich zu nutzen. Diese Moment sind immer die Schlimmsten...wenn wir in seinem Kerker gefangen sind und er uns, unsere Elemente verwehrt...mir das Wasser und Eyre die Erde. Wenn wir fast sterben unter seiner Folter und halbtot gegen ihn kämpfen müssen. Aber auch Craix kann nicht immer kämpfen. Und so haben wir hin und wieder Zeit für uns. Ich weiss nicht genau, ob Eyre meine Schwester ist oder nicht, aber ich weiss, dass ich diese Frau liebe. Und zwar nicht wie eine Schwester, sondern wie einen Partner. Immer wenn ich von ihr träumte, weine ich. Auch heute noch kämpfe ich mit ihr, aber heute sind die Träume nicht mehr so unschuldig wie damals. Heute dauern die kämpfe länger, sind härter. Die Folterungen sind brutaler, die Qualen, sind stärker. Und die Liebe ist reifer, irgendwie tiefer. Es ist nicht mehr einfach nur Händchenhalten und Kuscheln...es ist mehr..es ist Küssen und Berühren, Leiden und Freuen. Wenn ich nachts einschlafe überkommt mich eine freudige Erwartung, ob ich sie heute sehen werde oder nicht. Ob ich sie beim gehen beobachten konnte, wie ihr Körper sich im Wind zur seiner Musik wiegt, wie ein Halm im Sommer. Ihr Haar das zu fliessen scheint wie flüssige Erde. Wie sie ihre Arme ausbreitet auf dem Rücken des kräftigen Pferdes. Die Huf schläge, das Donnern und das helle Wiehern, das ankündigt das wir kommen. Wie sie sich sanft an die Flanken des Tier drückt, um den Halt nicht zu verlieren.
Wie sich der leichte Stoff ihres smaragdgrünen Kleides hinter ihrem Pferd aufbauscht und wie ein Dach aus wütenden Blättern flattert. Ich freue mich darauf, ihre Flügel zu sehen. Manchmal entfaltet sie sie im freien Ritt. Sie wehen dann, filigran wie die eines Schmetterlings, auf ihrem Rücken. Feine, winzige Federchen überziehen sie, die in allen Farben schimmernd, glitzern und glänzen, als wären die Flügel mit Milliarden Edelsteinchen besetzt. Ich kann sie Jauchzen und Lachen hören, sehen wie die Freude ihr ein breites Lächeln aufs Gesicht zaubern und ihr Blick unbeschwert über das Land fliegt. Ich kann sehen, wie ihre glasklaren, eisblauen Augen das Grün der Wiese wiederspiegelt, die Bäume, die an uns vorüberziehen und die abertausenden von Blumen. Ich kann hören, wie das kräftige Pferd schnauft und sehen, wie seine Muskeln bei jedem Schritt spielen. Auch mein Pferd schnaubt, bäumt sich auf, schüttelt den Kopf und geniesst den freien Ritt. Eyre ist so wunderschön! Ich wünschte, ich könnte ewig bei ihr bleiben...für immer mit ihr reiten und auf ewig an ihrer Seite sein......aber ich kann noch nicht ewig schlafen...noch ist es zu früh...

Fremd im eigenen Zuhause

Es wäre meine Wohnung. Eigentlich. Aber zur Zeit gehört sie irgendwie all denen, die nicht bei sich sein wollen. Ich bin einfach zu nett.
Eine Freundin von mir ist mit ihrem Kind hier...wäre ja eigentlich in Ordnung, aber sie hat ihren neuen "Freund" gleich mitgebracht...er ist der beste Freund meines Freundes und ein physisches Wrack. Schon als er kam, sah man ihm an, dass er drauf war. Worauf weiss ich nicht. Aber drauf. Er tigerte erst durch meine Wohnung, verging sich an meinem Kühlschrank und rennt alle zwei Minuten aufs Klo. Ich fühle mich wie eine Fremde. Ich kann nicht schlafen und würde am liebsten weinen. Mein Kind ist total durcheinander...kein Wunder! Und ich auch. Ich hab die Schnauze voll! Jetzt sitze ich wie ein kleines Kind in meinem Zimmer, um die zwei nicht zu stören. Aber eigentlich will ich nur alleine sein! Mein Leben in den Griff bekommen...was nicht ganz so einfach ist, denn ich bin pleite...ich hab fast all mein Geld für diese Freundin ausgegeben und bisher noch nichts wieder bekommen. Ich hoffe das ändert sich bald, denn sonst geht das nicht. Ich weiss sowieso nicht, wie lange das geht....ich halts nicht mehr aus! Ich hab mich heute dreimal geschnitten um den Stress irgendwie abzubauen....aber es geht nicht, weil immer neuer Stress dazu kommt und keine Möglichkeit in Sicht ist, das alles irgendwo oder irgendwie abzubauen....Was soll ich nur tun????????????? Totale Verzweiflung....

Dienstag, 6. Mai 2014

Anspannung

Ich hasse dieses Gefühl....körperlich bin ich total übermüdet aber seelisch bin ich angespannt und aufgewühlt. Ich fühle mich kraftlos und leer irgendwie und bin doch voll von Emotionen. Denke ich an meinen Freund, überkommen mich merkwürdige Gefühle. Einerseits die Freude, ihn zu haben, andererseits die Trauer, dass er weg ist. Mein Kind entlockt mir ebenfalls seltsame Gefühle....ich liebe sie, von Tag zu Tag mehr, aber sie nervt mich auch irgendwie....alles was ich mache, wird von ihr unterbrochen. Sie macht Schmutz, Unordnung und Lärm....sie kann nichts dafür..das ist mir schon klar, aber es ärgert mich trotzdem. Und dann noch die Geldsorgen....wir haben Anfang Monat und ich bin bereits so gut wie Pleite....bekommen tu ich nirgens mehr was und das macht mir angst. Was, wenn ich mein Kind nicht mehr ernähren kann? Wenn ich ihr keine Windeln mehr kaufen kann?
Aber das Schlimmste sind zweifelsohne die Selbstmord Gedanken.... ich glaube nicht, das ich ein weiteres Mal in der Lage bin, es zu versuchen, aber gegen die Gedanken kann ich mich nicht wehren. Manchmal überkommen sie mich beim Spazieren, beim Lesen, beim Kochen...eigentlich bei allem. Es wäre so leicht, dem Allem ein Ende zu setzen und einfach für immer zu schlafen...aber dann müsste ich alles aufgeben, was ich liebe. Mein Kind zum Beispiel. Meine Zeichnungen...mein Leben...falls man das denn Leben nennen kann...geschnitten habe ich mich auch...es sind eigentlich mehr Kratzer, als wirkliche Schnitte und geholfen hat es auch nicht wirklich. Und dennoch...der Griff zur Klinge wird immer einfacher, die Verletzungen immer schlimmer und bald werde ich wieder in diesem Sumpf drin stecken...da bin ich mir fast sicher, denn im Moment habe ich keine Kraft, mich dagegen zu wehren. Ich habe überhaupt kaum noch Kraft, irgendwas zu tun..am liebsten würde ich mich in eine Klinik einweisen lassen und dort ein wenig Kraft und Luft tanken...
Das mag sich vielleicht dumm anhören, aber es ist effektiv so, dass ich da Kraft tanken kann..ich muss mich um nichts mehr kümmern und kann einfach mal alles beiseite schieben...aber wenn ich gehe, verliere ich mein Kind und dieser Preis ist mir einfach zu hoch. Ich will mein Kind nicht verlieren..egoistisch, ich weiss, aber so ist es nunmal. Für sie kämpfe ich bis zum Letzten....ich hoffe nur, dass es nie so kommt....
Wenn ich doch nur meine Sachen packen und gehen könnte...irgendwohin, weit weg von hier...einfach nochmal neu anfangen. Aber das geht nicht. Man kann nicht einfach neu anfangen....nicht in meiner Welt. Aber die Decke fällt mir auf den Kopf. Die Wände rücken näher und egal was ich tue, ich komme nicht zur Ruhe. Diese Energie, die mich zittern lässt. Dieses ruhelose, dass mich Tag und Nacht antreibt ohne Sinn und Ziel....es fühlt sich an, als müsse ich mich in tausend Stücke zerreissen, um dem entfliehen zu können......

Sonntag, 27. April 2014

Melancholie und Einsamkeit

Das Wetter ist noch nicht besser. Im Gegenteil. Wo der Himmel versucht, hellblau durch zu stechen, werden die Wolken dicker und schwärzer. Sie verschlucken die Sonnenstrahlen wie gierige Mäuler, die nie genug bekommen können. Eigentlich mag ich solches Wetter ja. Die Düsterniss, der Geruch nach Regen und die nasskalte Atmosphäre überall. Aber zur Zeit ist das Wetter eher störend. Ich habe noch keine Regenkleidung für meine Tochter und mit den Jacken die ich habe, kann ich nicht raus mit ihr, sie wäre innert kürzester Zeit pitschnass und das kann ich wohl kaum zulassen.
Das gedämpfte Licht in der Wohnung drückt auf meine Stimmung. Obwohl ich eigentlich glücklich sein müsste, bin ich tieftraurig. Immer wieder sinke ich in diese erdrückende Melancholie und kann mich kaum mehr daraus retten. Vorallem am Wochenende ist es schlimm....es fahren kaum Busse, die Läden haben geschlossen und die Menschen verbringen ihre Zeit mit ihren Familien oder machen Party. Natürlich verbringe ich die Zeit auch mit meiner Familie...meine Tochter ist immer um mich herum. Aber das erfüllt mich nicht wirklich. Sie gibt mir viel und ich liebe sie wie sonst nichts. Ihre klaren, blauen Augen leuchten mich mit so viel Liebe an, dass ich gar nicht anders kann als sie zu lieben. Ihr kleines, breites Lächeln und der Klang ihres Lachens erfüllen mein Herz mit Freude. Einer Freude, die die Melancholie für kurze Zeit überdeckt. Aber mein Kind kann nicht vierundzwanzig Stunden um mich herum sein. SIe muss schlafen. Und das sind die Zeiten, in denen ich fast wahnsinnig werde. In dieser Zeit singen die Klingen so laut, dass ich Kopfschmerzen davon bekomme und es für mich immer schwieriger wird, ihnen zu wiederstehen. Es ist schwer, in dieser Zeit über Wasser zu bleiben und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Aufs Lesen zum Beispiel oder aufs Zeichnen....ich versuche mich mit fernsehen abzulenken oder zu schlafen, was mir in den seltensten Fällen gelingt.
Meistens sitze ich dann da und starre fast schon aphatisch in den Raum. Ich kann spüren, wie mein Blick dann leer wird, die Sicht trübt sich und in meinem Kopf werden die Stimmen lauter. Manchmal sitze ich stundenlang so da (glaube ich) und wenn ich wieder zu mir komme ist es draussen bereits finsterste Nacht. Das passiert mir manchmal auch tagsüber und dann vergehen Stunden, in denen ich nicht weiss was ich getan oder wen ich getroffen habe. Viele sagen mir dann, ich wäre etwas seltsam gewesen, aber was wissen die schon?
Das Schlimmste aber ist, dass ich mit niemandem sprechen kann. Es ist niemand da, der mit mir disskutiert oder streitet. Niemand, der mich in den Arm nimmt wenn ich weine und mir ins Ohr flüstert, dass alles wieder gut wird. Es fehlt mir, meinen Kopf auf die Brust eines Menschen legen zu können und seinem Herzen zu lauschen. Das sanfte, konstante Pochen, das dumpfe Rauschen des Blutes in den Adern. Es fehlt mir, sanfte oder grobe Hände zu spüren, die sanft über meine Arme streicheln oder zärtliche Finger, die durch meine Haare kämmen und mich schläfrig machen. Aber am meisten fehlt mir eine menschliche Stimme, ein dazu gehörendes Gesicht, die mir antwortet, mir wiederspricht oder beipflichtet. Egal zu welcher Zeit, ich bin immer alleine. Sozial isoliert nennt sich das. Hat man mir jedenfalls gesagt. Die einzigen Kontakte dieser Art die ich habe, habe ich mit den Verkäufern und Verkäuferinnen, wenn ich etwas einkaufen gehe. Oder mit den Therapeuten, Pflegerinnen und sonst offiziellen Leuten, mit denen ich Termine habe. Aber sonst....Freunde habe ich so gut wie keine und die, die ich habe sind meilenweit weg. Sie können mich nicht oft besuchen und ich sie gar nie. Das alles macht mich traurig. So traurig, dass ich mir manchmal wünsche einfach liegen zu bleiben. Einfach weiter zu träumen...von besseren Tagen, von besseren Freunden, von besseren Zeiten. Von einem Menschen, der mich und mein Kind so liebt wie wir sind. Von jemandem, der sich freut uns zu sehen und der mir dieses...Kribbeln in den Körper zaubert, dass ich schon solange nicht mehr gespürt habe. Aber ich bezweifle, dass dieser Mensch so bald kommen wird, lerne ich doch höchstens vier Leute im Jahr kennen. Übers Internet mag ich nicht suchen, da sind meist nur Blender unterwegs und man weiss nie, auf was man sich wirklich einlässt. Am liebsten würde ich mich auf die Strasse stellen und laut in die Welt hinausschreien: "Liebt mich doch einfach verdammt nochmal!" Aber wir sind zivilisiert. Sagte man mir jedenfalls. Wobei ich, wenn ich das Weltgeschehen betrachte, nicht wirklich viel Zivilisation darin erkenne...auch das macht mich traurig. Der Mensch hat völlig den Blick für sich und seine Umwelt verloren und ich weiss weder wieso noch wann und egal wen ich frage, keiner kann es mir erklären. Es fallen Sätze wie: "Weil es halt so ist." "Weil der Mensch schon immer so war und immer so bleiben wird." und und und ...tragisch...oder?

Samstag, 26. April 2014

Paranoia? Halluzination? Real?

Ich bin schlaflos. Eigentlich wollte ich mich vor mehr als zwei Stunden schlafen legen aber....es geht nicht. Wie immer hab ich meine Hörspiele angemacht, um die Wortgefechte in meinem Kopf zu dämpfen und den Lärm von draussen. Und trotzdem sind da diese Geräusche. Es hört sich nicht wie sonst an, wie mein seufzender Kühlschrank, das leidende Ächzen der Stützbalken oder das Gurgeln der Heizung. Es ist mehr ein Wispern. So, als stünde jemand neben mir und flüsterte mir grauenhafte Dinge ins Ohr. Dinge, die ich kenne. "Mach die Augen auf Miststück, du bist dran!" Ein Satz, den ich so gut kenne wie meinen eigenen Namen. Ich öffne meine Augen, aber da ist niemand. Natürlich ist da Niemand! Mein Kind kann nicht alleine aus dem Bett krabbeln und die Tür habe ich schon zwei Mal kontrolliert. Ich schliesse auf und wieder zu. Wie jeden Abend. Das muss sein!
Wenn ich durch das Zimmer schaue, dann sehe ich auf den ersten Blick nichts Neues. Mein Salontisch, der überfüllt ist von den Kinderbüchern, Zetteln und Fernbedienungen. Meine Kommode die so vollgestopft ist mit DVD's und VHS, dass sie bald platzt. Der tiefschwarze Bildschirm des Flatscreenfernsehers mit seiner roten Kontrolleute und das schwarze Büchergestell, dass in der Nische steht. Daneben hängt das Bild meiner Mutter mit den zwei Herzen. Eines von Vielen Kunstwerken aus ihrer Hand. Die Maske,die links über dem Fernseher hängt starrt seelenlos auf mich herab,die roten Lippen ausdruckslos.
Ich greife nach meinem Teddybären und ziehe ihn, hilfesuchend wie ein kleines Kind, an mich. Er kann mir nicht helfen, das weiss ich, aber es beruhigt mich, ihn im Arm zu halten. Er riecht nach meiner Tochter und nach dem Parfum meines besten Freundes, dass er mir liebevoll darauf gesprüht hat. Er ist einer der wenigen Menschen, die mir nicht helfen wollen, sondern mich behandeln, als wäre ich wie er. Gesund und guter Dinge. Aber das bin ich nicht, denn da ist etwas.
An den Wänden schleichen die Fliegen hin und her und stossen sich dann summend in den dunklen Raum. Aber an den Wänden ist auch noch etwas anderes. Ein Schatten. Nein: Zwei! Sie befummeln sich in einem abstrakten Spiel, teilen sich und fliessen dann wie Pech ineinander über. Sie kriechen über das monotone Weiss, auf mich zu und von mir weg. Mein Herz rast, die Angst schnürt mir die Kehle zu und treibt mir Tränen in die Augen. Ich weiss dass es keine Lichtspiele von draussen sein können, denn die Aussenwelt habe ich für die Nacht boykottiert.
Ich schliesse meine Augen und das ekelhafte Flüstern verstummt. An seine Stelle treten grausame Bilder. Bilder von Blut, in das ich getaucht werde. Blut, das mir auf die Stirn geschmiert wird wie Weihwasser bei der Taufe. Ich sehe in die schwarzen Löcher unter den Kaputzen und weiss, dass das alles nicht real ist. Aber die Schmerzen sind real. Ich kann meinen Körper kaum bewegen, spüre wie sich Hände an mir zu schaffen machen, wie Klingen mein Fleisch malträtieren und heisser Wachs über mich fliesst. Angstvoll öffne ich die Augen wieder, aber die Gestalten verschwinden nicht. Sie stehen im Kreis um mich herum, obwohl ich weiss, dass ich in meiner Wohnung auf meiner Couch liege und meilenweit weg bin von ihnen. Ein paar von ihnen kichern, als sich ein Seil um meinen Hals schlingt. Bruch.
Ich halte die kleine Tigerkatze auf meinem Arm und streichle sie. Eigentlich ist es ein Kater, knapp drei Monate alt. Ich mag dieses Tier, auch wenn ich mit Katzen nicht viel anfangen kann. Doch ich bin traurig. Wir gehen die verlassene Landstrasse entlang zu dem kleinen Wäldchen, in dem ich vor ein paar Jahren mein Kaninchen vergraben habe. Meine Mutter hatte damals ein Kreuz aus zwei Stöckchen gemacht und es in die Erde gesteckt, damit ich den Ort auch wiederfinde, sollte ich ihn suchen. Langsam bekomme ich angst. Wieso hat diese seltsame Frau mich mitten in der Nacht geweckt? Das alte, halbvermoderte Laub knistert unter unseren Füssen und irgendwo haben wir wohl ein Nachttier aufgeschreckt, denn es knackt im Unterholz.
Ich weiss, das ich in meiner Wohnung und auf meiner Couch liege, weit weg von alledem.
Wir haben die Stelle erreicht, an der ich meinen Hasen vergrub. Das Kreuz war noch da, aber es wär schräg und nicht mehr ganz so schön wie es mir damals vorgekommen war. Mein Katerchen schnurrt genüsslich vor sich hin, während ich ihm nervös durchs Fell kraule. Ich drücke ihn an mich, denn ich ahne nichts Gutes.
"Setz dich auf den Boden und leg die Katze vor dich.", befiehlt mir diese kalte, befremdliche Stimme. Natürlich tue ich es, denn ich weiss, wenn ich es nicht tue oder frage warum, wird sie mich schlagen. Ich will nicht geschlagen werden. Das Kätzchen sieht mich merkwürdig an. Es scheint mir, als schreie es in meinem Kopf um Hilfe aber wer soll uns helfen? Einen Moment lang denke ich, ich könnte das Kätzchen nehmen und davon laufen. Aber wohin? Zu meiner Mutter kann ich nicht, die ist verschwunden. Nach Hause kann ich auch nicht, denn da findet sie uns. Und wohin ich sonst gehen soll weiss ich nicht. Die grosse, gutgenährte Frau nimmt ihre Tasche von der Schulter und kramt darin. Etwas blitzt fahl auf. Woher kam das Licht? Ich weiss es nicht.
Ich schliesse meine Augen erneut, aber die Bilder gehen nicht weg. Sie werden schneller.
Das Messer. Dieses grosse, kalte Messer, das sie mir entgegen streckt und von mir verlangt, dass ich es nehme. Mein Körper gehorcht ihr, aber mein Kopf will das nicht. Ich fange an zu schreien. Stumm und nur für mich und das Kätzchen hörbar. Sie drückt es mit ihrem breiten Fuss auf die Erde, damit es nicht aufspringen und davonlaufen kann. Und dann schneidet ihre  grauenhafte Stimme in dieses obszöne Bild: "Ich will, dass du jetzt dieses Messer nimmst und damit dieses Vieh aufschlitzt! Versuch nicht, mich zu verletzen, sonst wirst du deinem Hasen und der Katze Gesellschaft leisten hast du mich verstanden?"
Ich spüre die heissen Tränen heute noch in meine Augen und über meine Wangen rollen. Sie fühlten sich damals an wie Säure, die mir das Gesicht und den Hals verätzt. Ich nicke. Natürlich nicke ich...was sollte ich auch sonst tun?
Der kleine Körper ist warm, zittert und ich kann das kleine Herz rasen spüren. Eine Taschenlampe blitzt auf und blendet mich. Ich kneife meine Augen fest zusammen und setze das Messer zitternd an die Brust des Tieres. Ich habe solche Angst, dass ich glaube auf der Stelle tot umzufallen. Aber das kann ich nicht. Ich darf nicht sterben, ich will doch wieder zu Mama zurück. Und das kann ich nicht wenn ich tot bin. Sie faucht mich an, ich solle meine verdammten Augen öffnen und als ich es nicht sofort tue trifft etwas hartes meinen Rücken. Schmerzen schiessen durch meine Wirbelsäule und meine Beine und einen Moment lang ist alles taub. Ich hab nicht geschrien und darauf bin ich stolz. Ich bin stärker als sie, weil ich nicht schreien muss. Sie schlägt mich ein zweites Mal mit dem Ast, dieses Mal spür ich es kaum. Ich versuche meinen Blick irgendwo hin schweifen zu lassen, als sie meine Hand packt und ungeduldig das Messer in das junge Fleisch der Katze drückt.
Ich weiss, das ich in meiner Wohnung auf meiner Couch liege und weit weg bin von alle dem!
Aber sie zwingt mich, es mir anzusehen. Sie tritt mich und ich schiebe das Messer langsam weiter in den kleinen Körper. Die Katze schreit fürchterlich und ich hoffe, dass das irgendjemand hört. Das Irgendjemand uns sieht und mich rettet. Die Katze rettet, die ich doch so sehr liebe. Aber Niemand hört oder sieht uns. Das Licht der Taschenlampe wird diffuses Licht auf das Spektakel und es erscheint mir wie ein Traum, als ich die Klinge nach unten ziehe, die dünnen Knochen auseinander breche und langsam den prallen Bauch der Katze aufschneide. Das Blut rinnt mir über die Hände und vermischt sich mit meinen Tränen, die bereits mein Shirt durchnässt haben. Ich schluchtze und will aufhören. Ich will dieses Tier nicht töten, aber ich muss. Wieder schlägt und tritt sie mich, befiehlt mir, das Messer bis zum Ende durch zu ziehen. Das Kätzchen ist verstummt und ich kann auch sein Herz nicht mehr fühlen. Alles was ich fühle ist die Hitze seines Blutes, dass von meiner Hose aufgesaugt wird und meine Knie und die Unterschenkel rot färbt. Der kleine Körper zuckt. Sie zwingt mich, die Innereien des Kätzchens aufzuheben und zu essen. Ich breche. Sie drückt meinen Kopf in das Erbrochene und zwingt mich, es aufzulecken.
ICH WEISS, DAS ICH IN MEINER WOHNUNG AUF MEINER COUCH LIEGE UND WEIT WEG BIN VON ALLEDEM!!!!!!
Ich liege im unteren Bett des Kajütenbettes und schlafe. Ich träume schlecht von grossen, dünnen Männern die in mein Zimmer kommen und mir zeigen, was Mann mit meinem Körper alles machen kann. Der Schweiss hat das ganze Bett durchnässt. Plötzlich bekomme ich keine Luft mehr und fange an wie ein Fisch am Hacken zu zappeln. Das dicke, schwere Kissen presst sich auf mein Gesicht und ich spüre ihre grosse, massige Hand darauf. Das Gewicht ihres immensen Körpers drückt eine Kuhle neben mir in die Matratze und ich versuche sie zu treten. Aber das geht nicht. Wieso geht das nicht????
"Du hast mir nicht gehorcht und das ist deine Strafe du wertlose, dreckige Schlampe. Du Kind des Teufels mit einer verfluchten Hure!" Sie nimmt das Kissen von meinem Gesicht, kurz bevor die Schwärze kommt. Ich kenne diese Schwärze. Sie kommt mehrmals täglich.Farbige Blitze tanzen vor meinen Augen und gierig fülle ich meine Lungen mit der unguten Luft. WIeso ist die Luft so schlecht? Das Fenster stand doch offen? Ich schmecke Blut in meinem Mund.
ich weiss, das ich in meiner Wohnung auf meiner Couch liege und weit weg bin von alle dem...
Oder?
Ich fahre auf, hechle, ringe nach Atem. Frische Luft. Das Prasseln des Regens draussen. Mein Teddybär. Er riecht nach meiner Tochter und dem Parfum meines besten Freundes, dass er liebevoll für mich darauf gesprüht hat. Aus dem Kinderzimmer höre ich das leise Schnarchen meines Kindes und weiss, dass es vorerst vorbei ist. Die Schatten sind weg, aber die Angst nicht. Die Angst und die Trauer stecken in meinem Hals wie ein Felsen, den ich nicht hinunterschlucken und auch nicht auspucken kann. Mein Gesicht ist heiss und nass und ich wische mit der Hand darüber. Blut. Ich mache das Licht an und wische mir erneut über den Mund und die Nase. Blut. Ich drehe mich und betrachte mein Kissen. Es ist blutig. Auch meine Augen sind blutig. Wiedereinmal. Ich greiffe zu den Taschentüchern auf dem Salontischchen und drücke mir eines gegen die Nase, um die Blutung zu stoppen. Ich bin zu Hause. Ich bin Hier und Jetzt. Das Kätzchen ist seit knapp 13 Jahren tot und vermutlich schon lange verrottet. Aber in meinem Kopf lebt es noch. In meinem Kopf kann ich sehen, wie es gierig an der Flasche nuckelt und sich auf meinem Schoss zusammenrollt. In meinem Kopf gibt es keine Kissen. Die haben wir alle abgeschafft. Zu gefährlich. Aber die Stimmen sind noch da.
Sie kreischen, toben und streiten sich. Ich beachte sie nicht, denn ich weiss dass sie sowieso nicht auf mich hören werden. Also schliesse ich die Tür zu meinem Kopf einfach und setze mich in die Dunkelheit. Die beruhigenden Klänge des Hörspiels rieseln wie Nieselregen in mein Bewusstsein.
"Kommt Kollegen, durchsucht ihr den netten Sohnemann.."
"Fingerweg ihr verdammten Drecksbengel!" Justus, Bob und Peter sind mal wieder zur Auflösung ihres Falles gekommen. Sie befinden sich nicht in den 50er Jahren. Es war alles nur ein Schwindel. Erstunken und Erlogen um ein Firmenerbe abzukassieren.
Ich schreibe ein paar Zeilen und lasse mich wieder in mein Kissen sinken, als mir auffällt, dass es nass ist. Ich werde es morgen waschen. Ich nehme meinen Teddy und lege ihn unter meinen Kopf, das Kissen liegt auf dem Wäschekorb. Der Teddy riecht nach meiner Tochter und dem Parfum meines besten Freundes, dass er liebevoll für mich darauf gesprüht hat. Es beruhigt mein rasendes Herz und die Schmerzen im Bauch und am Rücken verblassen allmählich. Mein Blick wandert an die Decke und ich hoffe, endlich die erlösende Dunkelheit zu finden, die kein Blut beherbergt und keine Katzen, vermummten Gestalten oder Stöcke und Peitschen. Aber ich weiss, dass ich diese Dunkelheit ohne die Tabletten nicht finde, die ich nicht nehmen kann, da ich sonst nicht in der Lage bin, morgen früh wieder aufzustehen und den Tag frisch zu beginnen.

der ganz normale Psychiatriewahnsinn

Seid mal ehrlich: wie oft habt ihr schon Menschen mit verschnittenen Armen gesehen und gedacht: "Was für ein Emo!" oder habt miterlebt wie jemand plötzlich wirres Zeug anfängt zu schreien und euch einfach umgedreht? Ich denke, oft genug. Aber habt ihr auch nur einmal daran gedacht, solchen Menschen zu helfen? Euch einfach neben sie zu setzen und ein paar nette Worte mit ihnen zu wechseln? Wahrscheinlich nie!
Ich finds traurig...ganz ehrlich. Denn wie oft hab ich mir gewünscht, dass einfach Jemand mit mir spricht?!? Natürlich gibt es auch Menschen, die das gar nicht wollen, aber das findet man nur heraus, wenn man etwas wagt oder nicht?
Gerade wieder ist eine Bekannte von mir in stationärer Behandlung und ihr geht es gar nicht gut! Sie fragte in einem Social Network, ob sie jemand besuchen käme. Natürlich wurden Fragen laut wie: "Warum bist du denn da?" und "Was willst du hier?" Und von einem Gruppenmitglied kamen sogar heftigste Beleidigungen. Es ging von Mittleidskind bis hin zu gestört und was weiss ich. Sie merkte nicht,dass sie sich dabei bei allen unbeliebt machte, aber ich glaube dass sie die Art Mensch ist, die nicht einmal merken würde wenn ihr Kopf fehlt. Ich persönlich finde es traurig.....ich weiss nur zu gut, wie sich das anfühlt, wenn man alleine in einer Klinik sitzt. Umgeben von altklugen Ärzten, unnützen Tabletten und zugedröhnten Patienten, die im besten Fall einen halben Satz von sich geben können, ehe sie wieder in ihr wahnwitziges Delirium fallen. Es ist nicht leicht, den ganzen Tag die Eintönigkeit der farblosen Wände zu ertragen, den permanenten Geruch von Desinfizierungsmittel oder das endlose Gebrabbel irgendeines Therapeuten, der es zwar gut mit einem meint, aber doch eigentlich keine Ahnung hat, wovon er da eigentlich spricht. Selbst die Beschäftigungstherapien werden nach ein paar Tagen zu einem routinierten Vorgang, der die Kreativität blockiert und für nichts weiter Platz lässt, als das eigene Elend.
Und vom eigenen Elend wollte man ja eigentlich wegkommen oder? Aber das kann man in einer Klinik nur sehr langsam, dazu sind die ja schliesslich da....oder etwa nicht? Ich weiss nur noch, dass ich damals sehr schnell den Koller bekam. Es ging mir durch die vielen, belanglosen Gespräche nicht wirklich besser, Die vielen Tabletten konnten da auch nichts ändern. Im Gegenteil. Viele glauben, Tabletten lösen die Probleme, aber sie sind nichts anderes als anerkannte Drogen. Sie verdrängen die Gedanken, töten die Gefühle und machen uns zu leeren, leblosen Puppen. Nach ein- zwei Wochen fängt man an, einfach alles zu schlucken was sie einem hinhalten, ohne nachzufragen was und wofür das gut ist. Nach drei Wochen ist es nicht mehr wichtig, dass sie einem etwas hinhalten, man hält selbst die Hand auf, weil man die Ruhe im Kopf geniesst und erleichtert ist, dass die Gefühle nicht mehr wie aufgeschäuchte Hühner schreien. Man ist froh, dass man nichts mehr fühlen muss ausser der Leere. Doch diese Leere ist trügerisch. Nach wenigen Tagen wird sie unerträglich. Man fängt automatisch wieder an zu grübeln...über nichts wichtiges, denn das kann man nicht mehr. Es sind Dinge wie: "Warum scheint die Sonne nicht mehr?" oder "Wieso ist der Regen kalt?" und "Wann kommt das nächste Essen?" Man fängt an zu roboten. Wortwörtlich. Der Tagesablauf ist immer der gleiche, nichts ändert sich, ausser der Anzahl Mitinsassen und deren Gesichter. Hin und wieder stirbt jemand oder kommt in die Isolationszelle, aber das nimmt man kaum wahr. Sie alle sind nur noch Schatten in diesen, mit Neonlicht gefluteten Gängen. Sie schleichen tonlos über die PVC Böden, die alle dieselbe Farbe haben. Das ist so, damit man bei einer Verlegung nicht verunsichert wird, dass die Stabilität nicht ins Wanken gerät. Man fängt an die dunkelblauen Punkte in der blassgrünen Oberfläche zu zählen. Um sich abzulenken. Um einen Sinn zu finden. Und nach vier bis sechs Wochen hat man vergessen, warum da ist. Man fängt an zu begreifen, dass die Tabletten nicht wirklich Besserung verschaffen und schluckt sie nicht mehr herunter. Mit der Zeit hat man Tricks herausgefunden, wie man sie verstecken kann. Unter der Zunge, oder hinter dem letzten Zahn. Man spuckt sie im Zimmer aus, spült sie die Toilette hinunter oder verstaut sie in einem Plastiksäckchen, das man anschliessend irgendwo versteckt. Es dauert keine fünf Tage, bis man genug Tabletten für ein ganzes Krankenhaus zusammengesammelt hat. Hin und wieder denkt man darüber nach, diese Tabletten an andere Patiente zu verkaufen. Nicht weil man reich werden will. Man will einfach ein Bisschen mehr Geld haben, als man bekommt. Und die Käufer sind zufrieden. Sie können sich damit aus diesem Wahnsinn flüchten, machen sich selbst zu Marionetten eines Anderen oder sind einfach scharf auf einen Trip. Man beneidet sie. Man kommt sich vor, wie ein einziger Haufen Unglück. Mit Tabletten kann man sich nicht mehr in eine andere Welt flüchten und selbst wenn, wird man durch die Gespräche immer wieder in die Eigene zurück geholt. Irgendwann hat man den Bezug zur Aussenwelt verloren. Das Interesse am Weltgeschehen ist verloren, Fernsehen ist nichts weiter als flimmernde Ablenkung, die man nicht verstehen kann. Freundschaften entstehen. Fragwürdige Freundschaften zweifellos, aber sie sind das Einzige, dass einem den Alltag in diesem Wahnsinn erträglich machen. Es tut gut zu lachen, selbst wenn man nicht weiss oder versteht weshalb. Es tut gut, sich mit anderen zu unterhalten...vielleicht haben sie sogar ähnliche Probleme wie man selbst. Und es tut gut, sich gegenseitig hochzuschaukeln. Man fühlt sich verstanden, auch wenn das in den meisten Fällen nicht der Fall ist. Die Psychologen und Psychiater sind mittlerweile nichts weiter als Clowns, die nicht dich zum lachen bringen, sondern sich selbst an deinem Unglück laben und darüber lachen. Sie nehmen dich nicht ernst und nach einer Weile nimmst du sie auch nicht mehr ernst. Die Pfleger werden zur Hassfigur. Egal was sie zu wem sagen, man regt sich darüber auf. Aber am meisten regt man sich über sich selbst und sein Umfeld auf. Wie oft hat man doch schon gehört dass sie dich besuchen kommen und sind dann doch nie gekommen. Und wie oft haben sie einem Vorwürfe gemacht und unverständlich den Kopf geschüttelt. Natürlich ist es nicht einfach, das Seelenleben zu verstehen, aber das verlangt auch niemand. Das Einzige was wir wollen ist Akzeptanz....so genommen zu werden wie man nun eben ist und ein Bisschen Rücksicht. Aber das bekommt man höchst selten. Vielleicht kommen sie die ersten Tage tatsächlich, aber das lässt nach. Irgendwann rufen sie dann auch nicht mehr an, sie schreiben nicht mehr. Sie haben dich einfach vergessen. Man sitzt vor den geschlossenen Fenstern, starrt ungeduldig in die Freiheit hinaus und fragt sich, wo man welchen Fehler gemacht hat, dass man schlussendlich hier gelandet ist? Aber die Antwort bleibt aus. Wie soviele andere Antworten auch. Und irgenwann, wenn man genug von diesem Zirkus hat, packt man seine Sachen, lässt sich ausweisen und geht nach Hause. Man ist nicht geheilt, die Tasche ist voller Drogen und das Leben draussen scheint schwerer zu sein als es jemals zuvor war. Berge von Rechnungen warten, ausgetrocknete Pflanzen stehen überall herum und warten auf ihre Beerdigung auf dem Kompost, weil die nette Nachbarin aufgehört hat, sie zu giessen. Man will sich nicht mit einem "Psycho" in Verbindung bringen. Abschaum der Gesellschaft. Der normale Alltag beginnt wieder, man versucht zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, aber egal wo man hingeht, man wird angestarrt wie ein Aussätziger. Das Einkaufen fällt schwer, hat man in der Zeit doch schon fast vergessen, wie das geht. Der Haushalt wird zum grössten Problem. In einer Klinik muss man nicht putzen. Keinen Müll runter bringen und kein Geschirr abwaschen. Die Tabletten wirft man in irgendeinen Schrank, wo sie verstauben bis sie abgelaufen und pures Gift sind. Und irgendwann scheint es wie ein Traum, dass man mal in der Klinik war.